Wirklichkeit und Realität – zwei Zustände in der Zeit

[mp_row]

[mp_span col=“12″]

Wirklichkeit und Realität – ein Unterschied? Für Trump jedenfalls nicht!

  • Notwendigkeit
  • Meinungsstabilität als gesellschaftliche Falle
  • Die generelle (Un-)Fähigkeit ähnliche Begriffe unterscheiden zu können
  • Wirklichkeit und Realität – zwei Zustände in der Zeit
  • Eine unvorhersehbare Ironie – Realität und Psychologie

Notwendigkeit

Nie war die Notwendigkeit so groß, Wirklichkeit und Realität unterscheiden zu können. Insbesondere Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörungen haben hier große Probleme. Allen voran Mr. Trump: Er leugnet die Klimaerwärmung und ignoriert den einhergehenden Umweltschutz. ‚America First‘ ein Ego-Trip in die Isolation. Beabsichtigte Steuergeschenke, von den vor allem Reiche profitieren, also seine Familie. Banken zu deregulieren – hurra – 2007 ist schon so lange her.  Mit dem Versuch eine Krankenversicherung für Jedermann abzuschaffen, nur, weil seinem Ego vielleicht die Bezeichnung ‚Obama Care‘ nicht passt. Ganz zu schweigen, von seiner Unfähigkeit ‚Mitarbeiter‘ zu führen und Partnerschaften zu pflegen.

Anhänger von Trump, Erdogan, Le Pen oder AFD – also Populisten Ihrer Zunft – sie alle leben in ihren ganz eigenen Realitäten. (Matrix-)Realitäten, welche nichts mit der Wirklichkeit (dem Faktischen) zu tun haben. Fakten zählen nicht, denn diese sind für Populisten Lüge und manipulatives Werk. Alledings kaufe ich nicht allen Populisten diese Fehlsicht von Fakten ab. Einige Populisten spielen das Verleugnen  von Wahrheiten lediglich, denn dieser Weg ist bei ihrer nicht-nachdenkenden Anhängerschaft, der beste Weg für Zustimmung.

Bei Trump dürfte das Leugnen jedoch kein Spiel sein. In seiner einzigen für ihn möglichen Realität versteht er tatsächlich nicht viel von Fakten (mangelnder Intellekt etc.) und er ist aus seinem extremen Narzissmus heraus nicht in der Lage, weitere Sichten  anzuerkennen.

Die eigene Realität als die Einzige zu behaupten (Einzel-Realität-Täter – Kapitel I, Das Ende der Matrix-Kultur), hier begeben wir uns in das Feld von Persönlichkeitsstörungen: Aus Unwissenheit, aus fehlender Empathie, aus Unwille, aus Unfähigkeit oder aus Blockaden. Realität ist nicht Wirklichkeit! Gleich mehr dazu.

Meinungsstabilität im Schlepptau von Neid und Missgunst als gesellschaftliche Falle

Früher waren es normal und angesehen zu debattieren. Heute müssen alle Mitglieder einer Partei selbst die eines Fussballvereins (siehe BVB) einer Meinung sein. Bei zwei Meinungen gilt eine Institution bereits als zerstritten. Man hört sich nicht mehr zu, ist unter keinen Umständen bereit die eigene Meinung zu ändern und man denkt vor allem nicht zu ende.

Denken und Argumentieren wird heute gerne durch negative Emotionen ersetzt. An vorderste Stelle stehen hier Neid und Missgunst. Unter Einfluss von Neid und Missgunst setzt unser gesunder Menschenverstand aus. Die Verurteilung (siehe Unterkapitel 39 – ‚Das Ende der Matrix-Kultur‘)) der Beschuldigten steht hier an vorderster Stelle. Schuldige sind leicht und schnell gefunden und die Verurteilung der Beschuldigten steht dann an vorderster Stelle.

„Die Verurteilung steht sogar dann im Vordergrund, wenn mit der Herabsetzung anderer eigene Nachteile verbunden sind.“

In Neid und Missgunst geraten tritt das eigene Wohl zurück. Unter Neid und Missgunst ließen sich einst Massen zu Kriegen bewegen und bereitwillig zu Kanonenfutter erklären. Hätte die damalige deutsche Bevölkerung noch ihre wahren Ängste gefühlt und wären sie nicht dazu bereit gewesen, ihre Individualität zu Gunsten einer Masse aufzugeben (s.u.), dann wären sie nicht so leicht zu manipulieren gewesen.

Populisten gehen radikal vor. Die Herabsetzung vermeintlicher Gegner gewinnt unter Neid und Missgunst ihrer Anhängern oberste Priorität. „Hauptsache, den Schuldigen geht es schlechter als mir.”

Die künstliche Realität der Populisten ist einfach und sie macht es sich leicht Wähler einzufangen. Die Gleichmacherei ist weiter auf dem Vormarsch, trotz einer ansteigenden Anzahl von Parteien.

Die generelle (Un-)Fähigkeit ähnliche Begriffe unterscheiden zu können

Mit Unterscheidungsschwäche meine ich die generelle Unfähigkeit ähnliche Begriffe nicht genau unterscheiden zu können. Eine generelle Unterscheidungsschwäche liegt vor, wenn bei wichtigen (Alltags-)Begriffen, wie Erde/Welt, Klima/Umwelt, Wissen/Information usw. große Unterschiede vorliegen – man von diesen nicht weiß und trotzdem darüber redet.

Noch wichtiger ist es Zustände, wie Wirklichkeit/Realität, Emotionen/Gefühle, Blockade/Trauma oder Angst/Furcht unterscheiden zu lernen. Welchem Begriff/Zustand nun welche Bedeutung zugeordnet worden ist, ist eher zweitrangig. Viel wichtiger ist es, dass wir um den vorhanden Unterschied wissen – ganz egal wie dieser nun heißt. Klar deutlich zu machen, was, wann und wie gemeint ist, ist Aufgabe von guter Kommunikation.

Die generelle Fähigkeit ähnliche Begriffe unterscheiden zu lernen und dies mit der Aussenwelt abgleichen zu können, verfügt neben dem Vergleichen und Verbinden (Techniken der Mentalsynthese), über das größte Potential, negative Umstände und Missverständnisse aufzulösen.

Wirklichkeit und Realität sind zwei Zustände in der Zeit.

  • Die Wirklichkeit existiert bereits – es existiert nur eine.
  • Die Realität entsteht erst im Kopf – jeder erschafft sich seine eigne.

Die von jedem Menschen selbst gebildete und empfundene Realität ist nicht deckungsgleich mit der Wirklichkeit. Realitäten entstammen entweder der Vergangenheit oder einer Projektion in die Zukunft.

„Die Kunst liegt darin, unsere eigenen Realitäten miteinander in Richtung Wirklichkeit abzugleichen.“

  • Wirklichkeit:  Wir leben alle in derselben Wirklichkeit und diese ist immer wahr.
  • Realität: Realitäten können wahr sein, müssen es jedoch nicht.

Die Bilder in unseren Köpfen sind nicht dieselben. Wir haben keinen direkten Zugriff auf die Realität eines anderen. Jeder von uns erzeugt eigene Abbilder von der einen Wirklichkeit. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass wir keine gemeinsamen Realitäten und Meinungen bilden können. Sie und ich sind uns zum Beispiel einig über die Form von Rose und Blättern. Ihre Bilder ähneln meinen Bildern, und das ist, was wir zusammen als eine ‚gemeinsame Realität‘ erarbeiten und bezeichnen dürfen.

Formen und Gedanken dieselbe Bedeutung beizumessen, ist Grundlage der Kommunikation. Dazu sind heute nicht mehr alle fähig und willig. Eine gemeinsame ‚Sprache‘ ist Voraussetzung für das Bilden gemeinsamer Realitäten. Es handelt sich um gemeinsame Vereinbarungen, die uns dabei helfen, gemeinsame Realitäten (Sichtweisen) zu bilden. ‚Ihr Grün wird nicht mein Grün sein und dennoch einigen wir uns, dass Gleiche zu meinen.‘

’Welt’ wird manchmal im alltäglichen Sprachgebrauch als ‚unsere gemeinsame Realität‘ verwendet. Und die vorgestellte Aussage „in meiner Welt“, weist bereits auf den bewussten Umgang mit eigenen unterschiedlichen Realitäten hin. ‚In meiner Welt‘ deutet höflich an, eine andere Meinung zu vertreten, sie aber nicht aufzwingen zu wollen. Ich verwende ‚gemeinsame Realität‘ für eine gemeinsame Sicht auf die Welt, trotz unterschiedlicher Schattierungen.

Die unvorhersehbare Ironie – Realität und Psychologie

Menschen geraten in große Schwierigkeiten, wenn die Unterschiede zwischen der Wirklichkeit und den von ihnen selbst geschaffen Realitäten zu groß werden. Leider geraten geraten wir in totalitären Umgebungen eher dann in Schwierigkeiten, wenn die eigene Realität und Meinung (die der Erdogan-Kritiker in der Türkei, die der Putin-Kritiker in Russland und sogar die der Trump-Kritiker in den USA) nah an der Wirklichkeit ist. Denn in totalitären Umgebungen, etwas, was wir auch in vielen Unternehmen vorfinden, zählt nur die vom Machthaber geschaffene künstliche Matrix-Realität.

Ein solcher Leittragender war der bekannte Astronom Nikolaus Kopernikus[1]. Seine Realität (Forschung), die Erde drehe sich um die Sonne, war der Wirklichkeit wesentlich näher – als die damalige vorherrschende kollektive Sicht. Aus Unsicherheit (Angst), Minderwert (Macht) und Identifikation (Kirche) hatte das mittelalterliche Kollektiv und deren Machthaber noch lange an den alten wirklichkeitsfernen Vorstellungen festgehalten – nämlich an der Vorstellung, die Erde sei das Zentrum des Universums. Ähnlich wie es Trump heute tut, in dem er ebenso aus Angst, Macht und Selbstreligion (sich) die USA für den Mittelpunkt dieser Erde hält und nichts mehr von Wissenschaft hält. Der Schutz von Klima und Umwelt (notwendig gesehen, von über 90% aller Klimawissenschaftler) ist für ihn weniger Wert – als der wirtschaftliche Schutz der USA. Aber auch bei der Wirtschaft verkennt er die Beziehung zum Thema Klima:

  • Die Umweltindustrie gehört(e) derzeit in den USA zu den aufstrebenden Branchen. Dies will und kann Trump nicht sehen, denn solche Kreise und Branchen gehören nicht zu seinem Klientel. Zu seinen Anhängern gehören vornehmlich Menschen, welche nicht zu Ende denken, bzw. nicht über den Tellerrand hinaus denken. Auch wenn mir dieses Urteil nicht zusteht, anders kann ich diese Umstände nicht begreifen.

Eine unter dem Einfluss von Blockaden und Identifikationen entstandene Realität im Kopf eines einzelnen Menschen hatte ich im Buch ‚Das Ende der Matrix-Kultur“ als Matrix-Realität bezeichnet und das Kollektiv vieler solcher Matrix-Realitäten als Matrix-Kultur. Stark blockierte Unternehmenslenker, gefangen in ihrer eigenen Matrix-Realität dienten mir im Buch als mahnende Beispiele. Allerdings….

konnte ich mir vor 2 Jahren nicht ausmalen, dass einer dieser Unternehmenslenker, sogar zum Staatspräsident aufsteigen würde. Und damit nicht genug: Unter den Augen der halben Menschheit (nicht alle sehen hin) kann er seine massiven psychologischen Störungen aus kindlichen Blockaden und versteckten Minderwerten ungehindert in die Weltpolitik projizieren.“

Andreas Lange – Autor, Speaker und Systemberater (Vita)

Methodenentwicklung, Coaching, Organisations-Coaching, agiles Projektcoaching, Organisationsentwicklung, Strategieentwicklung, systemische Beratung, Systemberatung und Systementwicklung.

E-Mail: info@Andreas-Lange-Blog.de

Weitere Beiträge:

Zu meinen Büchern:

1buchcoverfreiIn meinem Buch ‚Das Ende der Matrix-Kultur‚, habe ich die Entstehung, Abbildung und Auswirkung neuropsychologischer Blockaden im Kontext von Arbeit und Gesellschaft beschrieben. Themen wie Realitätsbildung, den Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen, Angst und Furcht werden hier ebenfalls besprochen.

 

161031_andreas_lange_buchcover_stehen-frei-lqIm Nov. 2016 erschien das zweite Buch dieser Reihe. Wo bleibt die Rebellion? Unternehmen in der Pflicht‚ hinterfragt die bisherigen Gesetze der Ökonomie. Sind diese Gesetze vor dem Kontext einer aufklaffenden Schere von Arm und Reich und der drohenden Klimaveränderung noch zeitgemäß? Was können wir tun, um das Finden von Entscheidungen und das Setzen von Zielen auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Wie können wir Unternehmen organisieren, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden?

[1] Nikolaus Kopernikus (* 1473 in Thorn; † 24. Mai in Frauenburg) – deutscher Jurist, Arzt und Astronom.

[/mp_span]

[/mp_row]